Schiedsrichter-Eindrücke bei der Regionaleinzelmeisterschaft 2016 in Schönow von JULIA MÄTZKOW

„Darf ich, mich selbst matt setzen?“, sagte ein U8 Spieler ganz begeistert. Und der Gegner? Der hatte das Matt noch nicht gefunden und knobelte. Der U8 Spieler war immer aufgeregter, denn er hatte das Matt zuerst gefunden. Und der Gegner? Der überlegt immer noch. Doch aufgeben oder dergleichen kam für unseren U8 Spieler nicht in Frage, da er doch das Matt gefunden hatte… Ja, und endlich hat auch der Gegner eingesehen: es muss ein Matt geben!

Es ist immer wieder schön für mich, aufs Neue Schiedsrichter in der U8 und U10 zu sein. Die Kinder sind noch so schön unverbraucht und es ist völlig egal, wer Matt gesetzt wird. Hauptsache es ist: ein Matt auf dem Brett. Ob nun der eine oder der anderen den Punkt bekommt – wen kümmert das schon? In den Pausen gehen sowieso alle auf das Klettergerüst und spielen Ritter, König und Prinzessin. Oder was auch noch ganz angesagt ist, und die Trainer sollten das jetzt lieber nicht lesen, da schon lange und viel ermahnt und dagegen gesprochen wurde, Computerspiele zum Mitnehmen. Ob es nun ein portables Gerät sei, wie der Nitendo oder etwas veraltete der GameBoy, oder doch das Handy ist, sei mal dahingestellt.

Doch eines sollte nicht geschehen, dass die Gerätschaften während des Spieles, Töne von sich geben. So hatte Emily auch verloren, weil sie das Handy mit zum Brett nehmen musste und die Mutti von zuhause angerufen hat, um nach dem Wohlergehen des Kindes zu fragen. Doch da fragt sich: Wozu braucht jemand, der nicht älter als zehn seien kann, ein Handy? Selbst wenn die Eltern nicht da sind, werden die Kinder doch großartig von unseren brandenburgischen Trainern betreut.

Der Trainer Herr Harbach konnte sein Glück kaum fassen. Schon so oft hatte er auf seine Schützlinge eingeredet und nun? Was soll er auch großartig dazu sagen. Marron verstand die Welt nicht mehr. Er hat gewonnen? Er stand doch schlechter? Und der ganze Tumult? Was wollen die jetzt alle? Zu sehr verwundert über die Vorfälle, konnte er sein Glück gar nicht fassen.

Jedoch hatten auch andere Trainer ihre Schwierigkeiten bei der Einzelmeisterschaft der Region Ost 2016 am letzten November-Wochenende im Bernauer Ortsteil Schönow. Herr Zähler vom SV Glück Auf Rüdersdorf verstand die Regel nicht, dass er nicht im Spielsaal zugucken durfte. „Ich muss doch die Spielhaltung sehen“, argumentierte er hartnäckig. Sorry, Herr Zähler, aber Regeln sind nun einmal die Regelung! Bei anderen Turnieren ist es nicht anderes. Mit manchen Regeln kann man sich nicht identifizieren, aber trotzdem sind sie einzuhalten.

So ist es auch mit der Regel „Schlagen en passant“. Einige Male wurde sich darüber gestritten. „Der Schummelt!“, sagte Janne. „Das ist Schlagen en passant“, erwiderte Alexander. Doch Alex war im konkreten Fall im Unrecht. Sein Bauer stand auf der sechsten Reihe und er nahm den Bauern der vor seinem stand raus. Er war der festen Überzeugung, dass das so geht. Die Regel wurde in noch drei weiteren Partien falsch angewendet. Jedes Mal waren die jungen Schachspieler der Meinung, dass das so korrekt gewesen wäre – war es aber nicht!

An andere Stelle hatte Alex seinen Gegner Patt gesetzt, und beide waren der festen Überzeugung, dass es ein Matt wäre. „Der König kann doch nicht mehr setzen?!“ In einer anderen Partie hatten Sophie und Thalda gegeneinander gespielt. Sie waren die letzten, die noch spielten. Es stand ein einzügiges Matt auf dem Brett, aber beide Mädchen haben es nicht gesehen. Sie machten noch zwanzig bis fünfundzwanzig andere Züge und plötzlich ist Thalda Matt. Es hat sie ganz schön geärgert, als der Trainer ihr dann zeigte, welche Chance sie übersehen hatte.

Und so haben wir in den beiden Tagen (26. – 27.11.2016) der REM so einiges erleben dürfen. Ich gratuliere allen Siegern aller Altersgruppen und allen, die sich für die LEM qualifizierten haben. Besonders möchte ich aber noch diesen einen Fall hervorheben. In der U8 bei den Mädchen hatte Anna gewonnen. Das war ein ganz schöner Niederschlag für den Zwillingsbruder, der glaubte besser zu sein und in der Altersklasse U8 in seinen Augen nur den 4. Platz belegt hatte. Manchmal hat man Pech und manchmal haben andere Glück. Ich hatte demzufolge Glück, da ich das wunderbare, aber auch sehr anstrengende Wochenende erleben durfte, wie mir sicher auch der Veranstalter Peter Harbach, der Fotograf Christian Mätzkow, der Hauptschiedsrichter Detlev Zoll und die weiteren Schiedsrichter: Andreas Knopf, Tilo Weingard, Jan Köchert und Andre‘ Hauf bestätigen können. Und klar ist auch, dass ich wohl für lange Zeit diesen einmaligen Satz im Kopf behalten werde: „Darf ich mich selbst Matt setzen?“

5 Gedanke zu “„Darf ich, mich selbst matt setzen?“”
  1. Danke für den Bericht, sehr schön geschrieben 🙂
    Es ist immer wieder spannend, etwas über die ganz kleine Jugend in solchen Turnieren zu hören 😉

    1. Hallo Felix, wenn Du Zeit haben solltest, lade ich Dich zur LEM 2017 des Nachwuchses ein! Vielleicht bist du ja auch bereit, Simultan zu spielen oder gar mal eine Auswertung zu machen 🙂 Ich würde mich echt freuen 😉

    2. Danke für das Angebot, ich bin zu dieser Zeit in Paderborn und habe leider keine Zeit, sonst würde ich auch gerne bei der u25 mitspielen 😉 Allerdings lässt es sich vielleicht einrichten, dass ich am 28.01 mal vorbei schauen kann. Dann würde ich auch ein Simultan anbieten. Anfang Januar sage ich dir nochmal Bescheid, ansonsten habe ich dann höchstwahrscheinlich zur LEM 2018 Zeit 🙂 Der größte Teil von Paderborn sollte nächstes Jahr Weihnachten abgeschlossen sein 🙂

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