Nach der Veröffentlichung meines Berichts „2. Internationales Emanuel Gedenkturnier“ wurde eine Diskussion über Politik in der Schachjugend los getreten. Uns erreichten mehrere Nachrichten, welche uns auf die politische Aktivität unseres Sponsors hinwiesen.

Zunächst möchte ich mich bei den Beteiligten für ihre konstruktiven Beiträge bedanken, denn es ist für eine Organisation wichtig, solche Grundsatzfragen zu klären. Dementsprechend dient dieser Beitrag einer Positionierung unsererseits.


Es ist eine wichtige Frage wie und ob wir uns positionieren wollen oder nicht. In unseren Augen ist es extrem wichtig, dass sich Jugendliche über die politischen Geschehnisse neutral informieren, um sich am Ende eine begründete Meinung zu bilden. Diese Meinung spiegelt sich im späteren Verlauf in den Wahlen wieder, bei welcher Parteien gewählt werden, welche von der Verfassung als demokratisch legitim eingestuft werden. Genau hier sehen wir uns als öffentliche Organisation dazu bewegt, jede Art von politischer Orientierung zu akzeptieren, solange sie unseren demokratische Grundsätzen entspricht.

Wir wollen nicht in die Meinungsbildung unserer Jugend eingreifen, da wir nicht das Informationszentrum für solche Themen sind, stattdessen beschäftigen wir uns damit, schachliche Interessen unserer Mitglieder möglichst effizient und übergreifend zu befriedigen. Zu diesem Zweck nehmen wir Spenden von Leuten entgegen, die die schachliche Entwicklung unserer Mitglieder fördern wollen. Wir werden darauf achten, aus welcher politischen Richtung die Spenden kommen, allerdings wird nicht explizit darauf hingewiesen und es wird auch sonst keinen Einfluss auf die Entgegennahme oder Verwendung des Geldes haben.

Die Kritik hat sich hauptsächlich an einer Spende eines Fördervereins gewandt, dessen Vorsitzender eine rechtsorientierte Gesinnung vertritt. Hier bitte ich darum den immens wichtigen Unterschied zwischen rechts-konservativ und rechts-extrem zu beachten. Eine rechts-konservative Meinung zu vertreten ist legal, genauso wie eine links-konservative Meinung. Rechtsextremismus ist illegal und sollte bekämpft werden. Solange eine rechts-konservative Einstellung kritisiert wird ist das erlaubt, allerdings ist diese Kritik nur eine von vielen politischen Meinungen, die allesamt toleriert werden.

Der Jugendsprecher und der Jugendwart haben ebenfalls eine Meinung, allerdings wird diese nicht preisgegeben und hat ebenso keinen weiteren Einfluss auf unsere Arbeit, weswegen wir uns als Repräsentanten von Jugendschach in Brandenburg nicht politisch positionieren wollen, da wir eine gewisse Verantwortung haben und wir diese als missachtet einstufen, wenn wir die Meinungen unsere Jugendlichen beeinflussen. Aus diesen Gründen lehnen wir eine Positionierung unserer Organisation prinzipiell ab!

Aaron Matthes, Jugendsprecher

2 Gedanke zu “Politik in der Schachjugend”
  1. Ich habe erst jetzt diese Diskussion um die Unterstützung eines Trainings mitbekommen und finde die Auseinandersetzungen dazu spannend. Zunächst zum Förderverein – ich bin stellvertretender Vorsitzender dieses Vereins und bemängele, dass Herr Weingardt ohne Abstimmung mit mir über diese Unterstützung entschieden hat, so kann eine gute Vereinsarbeit nicht funktionieren. Als ich erfuhr, dass Herr Weingardt nicht nur ein engagierter AfD-Politiker ist, sondern auch vor Verfälschungen der Geschichte nicht zurückschreckt („Die Linken wissen ganz genau, was sie tun und warum es ihnen so wichtig war, die National-Sozialisten den Rechten in die Schuhe zu schieben.“), beendete ich meine Zusammenarbeit mit Herrn Weingardt und übernahm in Übereinstimmung mit den Mitgliedern die Leitung der Schachfreunde Groß Schönebeck. Der Förderverein ist seitdem praktisch nicht mehr handlungsfähig, da ich das Einwerben von Geldern (ich habe ca. 90% der Gelder eingeworben) einstellte. (Praktisch ergaben sich daraus keine Probleme, die Spenden sprudelten reichlich weiter und flossen unserem Verein direkt zu.) Eine für das Training unserer Schachfreunde Groß Schönebeck ursprünglich vereinbarte Unterstützung des Fördervereins lehnte ich ab und übernahm die Kosten selbst. Von Herren, die Politiker wie den Brandenburger AfD-Chef Kalbitz hofieren, der u.a. mit Worten wie „Wir werden auf ihren Gräbern tanzen“ in Erscheinung trat und damit politisch Andersdenkende meinte, nehme ich kein Geld an. Und eine solche Gesinnung werde ich auch meinen Jugendlichen nicht vermitteln. Ich freue mich auch über die engagierten Meinungen, die sich nicht hinter der Neutralität des Sports verstecken – das nahm vor 80 Jahren mal ein böses Ende.
    Peter Harbach
    Schachfreunde Groß Schönebeck

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