Freitag, der 13. Juni 2014
Ruhe vor dem Sturm…
Die Überschrift meint natürlich den gestrigen Nachmittag, denn der war in allen Altersklassen spielfrei. Endlich einmal eine Pause auch für die Trainer und Betreuer, wobei das nur die halbe Wahrheit ist, denn mit der Auslosung der neue Runde, die heute um 9 Uhr beginnt, begann für sie spätestens nach dem Mittagessen die Vorbereitungsarbeit für ihre Schützlinge auf den kommenden Gegner.
Meine besondere Aufmerksamkeit galt am Donnerstagvormittag in der U12 unserem Maximilian Paul Mätzkow. Der Eberswalder, der seit Ende Januar von A-Trainer David Lobjanidze betreut wird, musste seine achte Partie unbedingt gewinnen, wollte er ernsthaft in den Medaillenkampf eingreifen. Dass er mit Madita Mönster die Führende in der Mädchenwertung vorgesetzt bekam, machte diese Aufgabe nicht leichter. Die Spielerin vom SK Union Oldenburg entschied sich für die Französische Verteidigung, allerdings wusste sie nicht, dass sich Max da mit Schwarz und Weiß ziemlich gut auskennt. In einem taktischen Handgemenge gewann der 12-jährige Brandenburger eine Figur – und setzte Madita schließlich im 56. Zug matt.
Aufgabe gelöst, Schützling und Trainer müssen sich nun für heute – Achtung, es ist ein Freitag, der 13.! – auf den Berliner Jirawat Wierzbicki einstellen.
Was den Tabellenstand angeht, so hat das Spitzenquartett gegenwärtig 6,5 Punkte, dahinter folgt ein Trio mit Maximilian mit je 6/8 und schließlich eine „Meute“ mit jeweils 5,5/8, zu der auch Jirawat gehört. Klar ist, einen Ausrutscher darf sich Max nicht leisten, aber das weiß er selbst am Besten und braucht sicherlich von mir Zuhause keine Ratschläge.
Die eben geschilderte Begegnung macht aber nochmals das Problem der gemischten Teilnehmerfelder in der U10 und U12 auf. Die besten drei in der Mädchenwertung – Lara Schulze, Madita Mönster und Jana Schneider – sie ist die Titelverteidigerin – werden mit jeweils 5/8 auf den Plätzen 16, 21 und 25 im Gesamtklassement geführt. Würden sie weiter vorn rangieren, erhalten sie sofort einen der spielstarken Jungen. Andere, wie die vorjährige U10-Meisterin Julia Bui vom SV Dresden-Leuben machte gestern dagegen durch einen Sieg gegen unseren Tobias Röhr vom SC Potsdam sofort einen Satz auf Rang 4 [4,5/8].
Unsere beiden „Großen“ Nick Müller und Clemens Rietze lassen weiterhin Freude aufkommen. In der U18 gewann Nick mit Weiß eine sehenswerte Angriffspartie gegen Ludwig Stahnecker nach nur 25 Zügen. Das heißt nun Platz 7 [4,5/7] und mit Emil Powierski vom Elmshorner SC gegen den Fünften erneut mit Weiß zu spielen, der einen halben Punkt mehr hat.
Nicks USV-Vereinskollege Clemens gab sich in der A-Gruppe der 1. Offenen Deutschen Juniorenmeisterschaft gegen Philipp Wenniger mit einem aus meiner Sicht taktischen Remis zufrieden. Da auch die zweite Spitzenbegegnung zwischen David Kaplun vs. Maximilian Berchtenbreiter mit dem gleichen Resultat endete, ist alles im „grünen Bereich“. Nun geht es für den Potsdamer in der Vorschlussrunde mit Schwarz gegen David, der mit einer DWZ von gerade einmal 1895 – Clemens hat dem immerhin 2220 Punkte entgegen zu setzen – wirklich bisher überraschte. Und sein Kontrahent vom Düsseldorfer SK ist noch zehn Jahre jünger: Jahrgang 1999 [David] trifft auf Jahrgang 1989 [Clemens]!
Und schon sind wir bei den Mädchen, wo es leider am Donnerstag nicht so lief, wie wir uns das gewünscht hatten. Susan Reyher verlor in der B-Gruppe der ODJM ihre zweite Partie, ist aber mit 5/7 immer noch in den TOP 10. Und das zählt schon, finde ich. Die gleiche Punktzahl wie sie haben aber insgesamt sieben Teilnehmer – darunter drei Mädchen und auch ihr Berliner Gegner Minh Tham vom SC Zitadelle Spandau. Wie eng das Feld zwei Runden vor Schluss noch zusammen ist, beweist die Tatsache, dass danach elf mit 4,5/7 nur auf Strauchler der vor ihnen Liegenden warten. Es ist wirklich Spannung pur angesagt. Und ich sage nur: Susi, da geht noch was nach vorn, denn nach Wertung bist Du bisher Vierte!
Bleiben noch Annika Sauer [U14w] und Margaryta Paliy [U18w]. Annika hielt lange gegen die Setzranglisten Vierte Inken Köhler von TuRa Harksheide mit, aber dann kam es zu einem nicht einfachen Leichtfigurenendspiel, und das war für die Leegebrucherin dann irgendwann nicht mehr zu halten. Ich bin mir aber sicher, dass heute gegen Kathrin Sewald von der SG Porz Widergutmachung angesagt ist.
Margaryta war für mich der „Pechvogel“ des Tages. Gegen die erfahrene Silvia Spiegelberg von der SGEM Dreisamtal war mit Schwarz die Caro-Kann-Verteidigung eine gute Wahl, zumal sie schnell Ausgleich hatte. Aber dann kam ein Blackout – wer kennt das nicht?! – einzügig hatte die Potsdamerin ein Grundreihenmatt übersehen. Kommt halt vor, ist mehr als ärgerlich, aber das muss man einfach schnell abhaken, obwohl sich das so einfach sagt. Heute geht es gegen Anika Kreitmeier von der TSG Wittenberg, und da kann Margaryta mit einem Sieg ihren derzeitigen Platz 14 sicher verbessern. Davon bin ich jedenfalls überzeugt!
Auf zwei Höhepunkte vom Donnerstag – ich weiß nicht, ob Brandenburger daran beteiligt waren – sei zum Abschluss meiner Beobachtungen von Zuhause noch hingewiesen: Arkadij Naiditisch, Deutschlands Nummer 1, stellte sich am Nachmittag im Maritim Hotel zum Simultan an 30 Brettern. Am Abend waren dann Arkadij und Niclas Huschenbeth im traditionellen Blitzturnier die Spitzenbretter in zwei Dreier-Teams, die zuvor begürndet hatten, warum die beiden Großmeister ausgerechnet in ihrer Mannschaft spielen sollten…
Raymund Stolze