Montag, den 9. Juni 2014
Public Viewing…
Also, ich lehne mich heute einmal weit aus dem Fenster und behaupte, dass Live-Schach mit zu den spannendsten Sportarten überhaupt zählt. „..gilt übrigens gleichermaßen für die Daheimgebliebenen, die bei der Arbeit der Live-Übertragung ihres Schützlings, Vereinskameraden oder Familienmitglieds folgen“, Prof. Dr. Christian Warnecke,
1. Vorsitzender der Deutschen Schachjugend. Womit ich mich in guter Gesellschaft befinde. Public Viewing – so heißt auch die diesjährige Meisterschaftszeitung – ist eben wirklich „in“…
Ich habe einmal die Ansetzungen der gestrigen zweiten Runde in allen Altersklassen sowie bei der 1. Offenen Deutschen Junioren-Meisterschaft U25 gecheckt. Allein 67 Live-Partien waren da im Angebot! Was hoffentlich nicht nur mich besonders freute, dass zwei Brandenburgern diese Ehre zuteil wurde. In der U14 weiblich konnte man die Partie unserer Annika Sauer gegen Tessa Simon [Muldental Wilkau-Haßlau] gucken und aus der ODJA-Gruppe wurde die Begegnung Dominik Wieber [TSV Schott Mainz] gegen den Potsdamer Clemens Rietze angeboten. Um auf Sendung zu kommen, muss man allerdings ganz oben mitspielen, was aber bestimmt ein zusätzlicher Motivation ist…
Apropos Sendung: Aus Magdeburg gibt es jeweils ca. 90 Minuten nach Rundenbeginn Chess TV und täglich ab ca. 19 Uhr geht Radio DEM auf Empfang. Infos dazu unter http://www.deutsche-schachjugend.de/dem2014.html !
Nun aber wieder zurück zum Meisterschaftsgeschehen, denn immerhin wurde gestern eine Doppelrunde gespielt, die zwar noch nicht von entscheidender Bedeutung war, aber immerhin die ersten Weichen stellt, wohin die Reise geht.
Einen richtig guten Start erwischte dabei Marc Krause in der U10. Zweimal konnte der Potsdamer dabei gegen Spieler mit einer DWZ über 1400 gewinnen. Er selbst steht aktuell bei 1083, was seine tolle Leistung unterstreicht. Weiter so, Marc!
Was unsere Favoriten angeht, so hat Clemens Rietze in der A-Gruppe der 1. Offenen Deutschen Juniorenmeisterschaft mit 2/2 sein Soll erfüllt. Einen halben Punkt musste dagegen zum Auftakt Maximilian Paul Mätzkow mit Schwarz gegen den fast 400 DWZ-Punkte schwächeren Clemens Mix abgegeben, aber in Runde 2 gewann der Eberswalder dann erwartungsgemäß.
Zu den angenehmen Überraschungen zählt bisher ganz sicher Nick Müller vom USV Potsdam. In der Königsklasse der Jungen verbuchte er nach einem unerwarteten Remis gegen Lev Yankelevich, der zum Favoritenkreis gehört, einen vollen Punkt gegen Daniel Weber. Der Lohn für ihn ist nun, dass wir seine Partie gegen Danijel Gibicar heute Nachmittag ab 14.30 Uhr live erleben können! Prima, Nick!
Schwerer als erwartet tun sich bislang unsere Mädchen. Na ja, zum Glück gibt es in den Altersklassen U10 und U12 elf Runden, sodass beispielsweise Nalani Kurzweil die Startniederlage gegen Hugo Post – danach gewann sie gegen Fabian Eschner – in der heutigen Doppelrunde „ausbügeln“ kann.
Dass Nalani [Jahrgang 2006] bisher nur gegen Jungen gespielt hat – auch in der dritten Runde bekam sie mit Adrian Buchloh einen zugelost – macht auf eine Problematik in der U10 aufmerksam, die auch auf die U12 zutrifft. International werden sowohl die Europa- als auch Weltmeisterschaften geschlechtlich getrennt durchgeführt. Ich denke, es ist an der Zeit, dass die DSJ als Veranstalter ernsthaft über Reformen in diesem beiden Altersklassen nachdenkt. Eine Ausnahmespielerin wie Filiz Osmanodja, die einst in der U10 sowohl die Offene Klasse also bei den Jungen, als auch bei den Mädchen den Titel holte, gibt es zur Zeit nicht. Und selbst, wenn das so wäre, würde eine geschlechtliche Trennung des Teilnehmerfeldes dem Mädchenschach bestimmt Impulse geben.
Heute werden auch die ersten Medaillen vergeben, denn nach sieben Runden geht das KIKA-Turnier zuende, das seit 2006 im Programm der „Zentralen Meisterschaften“ gehört. In dem Wettbewerb der U9 sind wir mit dem Trio Anna Grey, Cedric Theile und Justin Willsch vertreten, die bei noch drei ausstehenden Runden im Mittefeld der 67 Teilnehmer platziert sind. Allerdings frage ich mich auch hier nach dem Sinn dieser Altersklasse, denn international gibt es längst U8-Titelkämpfe. Und das scheint mir auch für uns der richtige Weg zu sein, überregional und selbstverständlich auch in Brandenburg! Es müsste doch möglich sein, dass 2015 die erste U8-Landesmeisterschaft Premiere hat, oder?!
Noch ein Tipp zum Schluss: Alle Partien – außer vom KIKA-Turnier – sind unter dem Link http://www.deutsche-schachjugend.de/dem14_turnier.html zu finden. Dort sind die einzelnen Altersklassen aufgeführt. Die gewünschte ist anzuklicken und dann kann man Runde für Runde die gewünschten Partien im PGN-Format downloaden. Das ist doch ein prima Service und vielleicht nicht zuletzt der Grundstein für einen Datenbank der Brandenburger Nachwuchsspieler…
Raymund Stolze